Heinz Schimmelpfennig (* 6. April 1919 in Berlin; † 31. Dezember 2010 in Gernsbach)[1] war ein deutscher Schauspieler, Regisseur, Hörspiel- und Synchronsprecher.
Leben
Heinz Schimmelpfennig wuchs in seinem Geburtsort Berlin auf und absolvierte dort seine Schulausbildung. Im Anschluss daran machte er eine Ausbildung zum Konstrukteur und arbeitete in diesem Beruf bis 1939. Danach wurde er zur Wehrmacht eingezogen.
1942 wurde er schwer verwundet und aus der Wehrmacht entlassen. Nach seiner Genesung erhielt er eine Anstellung als Kameraassistent bei der UFA in Babelsberg. Doch schon ein Jahr darauf beendete er seine Tätigkeit hinter der Kamera, da ihn die Schauspielerei faszinierte. Er wandte sich mit der Bitte um Fürsprache bei Joseph Goebbels an Thea von Harbou, die ihn allerdings aufgrund der ernsten Kriegslage dazu ermunterte, eine kriegswichtigere Tätigkeit auszuüben. Wolfgang Liebeneiner hingegen erkannte Schimmelpfennigs Talent und verhalf ihm zu einem Schauspielstipendium. In Wien machte er eine dreijährige Ausbildung zum Schauspieler am Max-Reinhardt-Seminar.
Sein Debüt gab er 1946 am Stadttheater Baden-Baden unter der Regie von Arthur Maria Rabenalt. Von 1949 bis 1951 stand er bei den Städtischen Bühnen in Freiburg im Breisgau unter Vertrag. Nach dieser Zeit war er freischaffend als Schauspieler und Regisseur tätig. 1971 inszenierte er für eine Südafrika-Tournee Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt.
Schimmelpfennig war mit den Schauspielern René Deltgen, Friedrich Kayssler und Dominik Zahorka befreundet. Mit Kayssler pflegte er bis zu dessen Tod im Jahre 1945 zusätzlich regen Briefkontakt. Zahorka erhielt von 2008 bis zu Schimmelpfennigs Tod 2010 Schauspielunterricht von ihm.
Einige seiner bekannten Bühnenrollen waren:
Laertes in Hamlet,
Malvolio in Was ihr wollt und
Edgar in König Lear von William Shakespeare.
Spitta in Die Ratten und
Motes in Der Biberpelz von Gerhart Hauptmann.
Korianke in Des Teufels General von Carl Zuckmayer.
Ruprecht in Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist.
Just in Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing.
In den 1950er-Jahren begann seine Karriere beim Film und vor allem beim Fernsehen. Dort spielte er auch seine bekannteste Rolle, die des Tatort-Kommissars Franz Gerber. In fünf Folgen ermittelte er als Hauptdarsteller in Baden-Baden und Umgebung. In einigen weiteren Episoden trat er in dieser Rolle als Gastkommissar auf.
Weitere Serien und Mehrteiler, in denen er auftrat, waren Die Galerie der großen Detektive, Fernfahrer, Der Strick um den Hals, Das Gold der Wüste und Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Zu den Fernsehspielen gehören u. a. Kollege Crampton, Hürdenlauf, Die Promotionsfeier, Krieg im dritten Stock, Don Carlos und Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Zu den Spielfilmen, in denen Schimmelpfennig auftrat, zählen Viele kamen vorbei, Das verbotene Paradies, Neunzig Minuten nach Mitternacht, Wer spinnt denn da, Herr Doktor? und Der starke Ferdinand. Auch als Synchronsprecher trat er in Erscheinung, wie in der polnisch-deutschen Fernsehserie Die Kinder vom Mühlental.
Sein Hauptbetätigungsfeld war der Rundfunk. In unzähligen Vorlesungen und Hörspielen kann man seine Stimme hören. Viele Tondokumente wurden auf Schallplatte und CD veröffentlicht. Zu den bekanntesten Darstellungen gehören mehrere Auftritte in den Paul-Temple-Hörspielen des WDR aus den 1950er und 1960er Jahren. In diesen Mehrteilern sprach er überwiegend Schurkenrollen. Ganz anders als 1959, wo er in einer Reihe von Maigret-Hörspielen den Mitarbeiter des Pariser Kommissars, Inspektor Lucas, sprach. Die längste Hörspielreihe mit ihm war die Krimiserie zum Mitraten Kriminalrat Obermoos erzählt, die der HR von Mai 1959 bis November 1970 in 124 Folgen produzierte. Hier sprach er die Titelrolle und war gleichzeitig der Erzähler, der stets nach einer Musikpause den Hörern die Lösung verriet. In einigen Folgen musste er sich krankheitsbedingt vertreten lassen. 1962 verkörperte er im mehrteiligen Science-Fiction-Hörspiel Terra Incognita den Inspektor Adams, der zusammen mit seinem Kollegen Gauge (Horst Tappert) geheimnisvollen Wesen, die tief unter der Erde leben, auf die Spur kommt, deren Bestreben offenbar das Vernichten der Menschheit ist.
Heinz Schimmelpfennigs Grabstätte wenige Wochen nach der Beerdigung
Sowohl beim Rundfunk als auch beim Fernsehen betätigte er sich gelegentlich, genau wie am Theater, als Regisseur. So inszenierte er für den Rundfunk Hauptmanns Der Biberpelz mit Lucie Mannheim und Theo Lingen, Goethes Faust mit Werner Krauß und für das Fernsehen Das Glück sucht seine Kinder nach Truman Capote mit Harald Leipnitz, ein Stück, bei dem er auch das Drehbuch schrieb.
Während seiner langen Karriere als Theater-, Hörspiel-, Film- und Fernsehschauspieler und als Rezitator bereiste er fast die ganze Welt; zuletzt lebte er im Luftkurort Gernsbach bei Baden-Baden. Er wurde in einem Urnengrab auf dem Evangelischen Friedhof in Gernsbach, Feld 5, Reihe 8, Grab Nummer 113b im Januar 2011 beigesetzt.
1948: Der Mordprozeß Mary Dugan (Jimmy Dugan] – Regie: Gerd Beermann, mit Irmgard Weyrather, Hilda Richter, Cläre Ruegg
1948: Des Teufels General (nach Carl Zuckmayer) (Korrianke) – Regie: Karl Peter Biltz, mit Rudolf Reif, Alois Garg, Ernst Sladeck
1949: Schmutzige Hände (nach Jean-Paul Sartre) (Louis) – Regie: Karl Peter Biltz, mit Alexander Golling, Alois Garg, Margot Müller
1949: Der Mann, der den Kuchen holen wollte – Regie: Gerd Beermann, mit Otti Schütz, Wolfgang von Rotberg, Bernd Schorlemer, Charlotte Ander, Robert Fitz, Wolfgang Golisch, Irmgard Weyrather
1950: Mister Silberlöffel (nach James Krüss) – Regie: Lothar Schluck, mit Gabriele Brösing, Peter Hamel, Lothar Schock
1951: Sabeth (Bauer Fortner) – Regie: Fränze Roloff, mit Kurt Lieck, Annedore Huber, Ute Tschaler
1959: Maigret und die Bohnenstange (nach Georges Simenon) (Inspektor Lucas) – Regie: Gert Westphal, mit Leonard Steckel, Annedore Huber-Knaus, Ernst Sladeck
1959: Maigret und die Groschenkneipe (nach Georges Simenon) (Inspektor Lucas) – Regie: Gert Westphal, mit Leonard Steckel, Annedore Huber-Knaus, Herbert Fleischmann
1959: Maigret und die Unbekannte (nach Georges Simenon) (Inspektor Lucas) – Regie: Gert Westphal, mit Leonard Steckel, Annedore Huber-Knaus, Helmut Peine
1959: Maigret und sein Revolver (nach Georges Simenon) (Inspektor Lucas) – Regie: Gert Westphal, mit Leonard Steckel, Annedore Huber-Knaus, Helmut Peine
1959: Maigret und seine Skrupel (nach Georges Simenon) (Inspektor Lucas) – Regie: Gert Westphal, mit Leonard Steckel, Annedore Huber-Knaus, Ernst Sladeck
1966: Ein Fall für Perry Clifton: Das Geheimnis der weißen Raben (Erzähler) – Regie: Heinz-Dieter Köhler, mit Hansjörg Felmy, Dieter Brücher, Hans Quest
1968: Was sagen Sie zu Erwin Mauss? Einkreisung eines dicken Mannes (Chormitglied) – Regie: Paul Pörtner, mit Traute Rose, Marlies Westermann, Max Mairich
1969: Der Gouverneur ist zu perfekt (nach Isaac Asimov) (Francis Quinn) – Regie: Andreas Weber-Schäfer, mit Melanie de Graaf, Arnold Richter, Kurt Lieck
1976: Auf der Suche nach Dr. Q 3: Reise in die Luft in 67 Minuten und 15 Sekunden (Tom Matrix, der harte Mann) – Regie: Heinz Hostnig, mit Karin Buchali, Elisabeth Wiedemann, Marianne Mosa
1977: Unterhaltung und Wissen 187: Münchhausen erobert den Nordpol – Die abenteuerliche Geschichte des Dr. Frederick Albert Cook – Regie: Wilhelm Noss, mit Günther Sauer, Alfons Höckmann, Dieter Eppler
1984: Aus dem wirklichen Leben des Johann Sebastian Bach (Herzog Wilhelm) – Regie Hans Gerd Krogmann, mit Günther Sauer, Friedrich von Bülow, Horst Beilke
1996: Albatros-Schuld oder Ahasver über den Meeren – Regie: Heinz von Cramer, mit Alois Garg, Katharina Schumacher, Margrit Carls
1997: Brille Fatal (Der alte Scholl) – Regie: Andreas Weber-Schäfer, mit Stefan Reck, Yvonne Devrient, Henning Giskes
1997: Die Durchquerung der Tiefe in dreizehn dunklen Kapiteln – Regie: Hermann Naber, mit Peter Lieck, Christian Brückner, Verena von Behr
1998: Al Capone – Eine Gangsterballade aus dem Chicago der Prohibition (Eich, Brauereibesitzer) – Regie: Klaus Schützmannsky, mit András Fricsay, Charles Wirths, Andreas Szerda
2004: Hyperion oder Der Eremit in Griechenland (Silence-Mix) (nach Friedrich Hölderlin) (Vater) – Regie: Kai Grehn, mit Ulrich Noethen, Vincent Leittersdorf, Jule Böwe
Hermann J. Huber: Langen Müller's Schauspieler-Lexikon der Gegenwart. Deutschland, Österreich, Schweiz. Langen-Müller, München u. a. 1986, ISBN 3-784-42058-3, S. 912.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии